Wenn die Dinge nicht so laufen, wie du sie dir vorstellst, dann stell‘ sie dir anders vor.
Dieser Spruch ähnelt der Geschichte von Anthony de Mello „Was an einem kalten Tag zu tun ist“ (siehe den Beitrag hier).
Ich bilde mir eine Vorstellung darüber, was ich gerne möchte. Zum Beispiel möchte ich gebratene Nudeln beim Vietnamesen essen. Da ich breite Nudeln gerne mag, bestelle ich mir diese (das Unheil nimmt seinen Lauf. Anders als bei den „Gebratenen Nudeln“ fehlt bei den breiten Nudeln das Wort „gebraten“ auf der Speisekarte. Aber der vom Eigenwillen getrübte Blick hat schon die notwendige Nüchternheit verloren).
Was ich bekam: Blasse, breite Nudeln in einer Art Gemüsebrühe. Ich begann, meiner Frau zu erzählen, dass ich mir das so nicht vorgestellt hatte. (Mit anderen Worten: Wenn ich schon nicht bekommen habe, was ich wollte, dann sollte sie sich wenigstens auch nicht an ihrem Essen erfreuen können. Ich bin doch wirklich ein freundlicher Typ, nicht wahr?) Dann spürte ich ein leichtes Ziehen hinter den Augenbrauen. Da war doch was. So nicht vorgestellt…, so nicht vorgestellt…. Oh nein, dieser Spruch. Das hatte ich mir eigentlich so nicht vorgestellt, dass mir jetzt ausgerechnet dieser Spruch einfällt.
Aber, na ja: Wie wäre es, wenn ich, statt weiter zu nörgeln oder Schlimmeres zu tun (Hat eigentlich schon mal jemand dem Koch etwas zu diesen Nudeln gesagt?), einfach gute Laune hätte und mich freuen würde, dass jemand mir in dieser Situation des Hungers Nudeln gekocht hat? Mit Gemüsebrühe? Bekömmlich! Machen nicht dick! So, wie ich es eigentlich wollte!
Ich stellte mir nicht mehr gebratene Nudeln als Bedingung meines Glücks vor, sondern breite Nudeln – wie sie eben da vor mir standen.
Sie schmeckten dann tatsächlich ganz gut. Der Hunger verschwand und ich konnte mich wieder in mir verankern. (Wenn ich Hunger habe, gehe ich tatsächlich „aus mir heraus“. In dieser Phase bin ich oft super-überempfindlich.)
Gegessen. Dann noch einen Kaffee getrunken. Der drohende Weltuntergang war wieder mal abgewandt worden. Das ist vielleicht noch nicht „glücklich, voller Lebensfreude und frei“. Aber das ist doch schon mal ein echt guter Einstieg in die zweite Tageshälfte. Und ein Grund für Dankbarkeit. Oder etwa nicht?