Ich merke immer wieder, wie wichtig der Satz ist: Das AA-Programm ist ein spirituelles Tu-Programm.
Handle, und die Gefühle werden folgen.
Ich erlebe es gerade bei Angst. Früher wusste ich gar nicht, wie viel Angst ich hatte. Ich ging einmal zum Arzt und beschrieb ihm, dass es mir nicht gut ging. Ich hatte das Gefühl, nicht richtig Luft zu bekommen („als ob der Hemdkragen zu eng wäre“). Ich litt unter Schweißausbrüchen. „Ich fühle mich wie eine Heizung, die zu stark aufgedreht ist, wo das Ventil nicht funktioniert.“ Er sagte mir: „Das ist Angst.“ Ich: „Wie, Angst?“ „Ja, das sind Symptome von Angst.“ So begann ich, mich kennenzulernen. Angst war also mein ständiger Begleiter gewesen.
Heute ist mir klar, dass bei mir eine aus der Kindheit stammende, tiefe Lebens-Unsicherheit vorhanden ist, so dass ich bei als unsicher empfundenen Situationen und Übergängen (zum Beispiel von zu Hause zur Arbeit) schnell in Anspannung und Angst gerate.
Das Blaue Buch hat im Abschnitt zur Angstinventur (Seite 79) eine praktische Empfehlung, wie Ängsten begegnet werden kann:
Wir bitten Ihn (Gott, die Höheren Kräfte) unsere Angst von uns zu nehmen und richten unsere Aufmerksamkeit darauf, so zu sein, wie Er uns haben will. Plötzlich beginnen wir aus der Angst herauszuwachsen.
Ich bete ganz bewusst darum, dass die Höheren Kräfte die Angst von mir nehmen. Dann frage ich mich, wie Gott mich in dieser Situation haben will? Und die entscheidende Frage ist: Was ist die nächste richtige Handlung? Als erstes entsteht ein Gefühl von Distanz zu dieser Emotion „Angst“. Durch das Handeln verändert sich dann die Situation noch einmal.
Es gibt einen schönen Slogan dazu, wie Angst sich verändert:
Mut ist Angst, die gebetet hat.
Außerdem achte ich darauf, bei länger andauernden Problemen mit Programmfreunden, dem Sponsor und im Meeting über die Angst zu sprechen. Dann schrumpft sie. Es hilft mir, mich nicht mit meiner Angst zu identifizieren. Auch Angst ist nur ein Gefühl.
Und Gefühle sind wie Wolken: Sie ziehen auf und sie ziehen auch wieder vorüber.
Früher hatte mich die Angst. Heute habe ich Angst – und ich habe Werkzeuge, ihr zu begegnen.
(Zum Thema Angst siehe auch diesen Beitrag.)