Ich bin auf einem AS-Treffen und es ist wunderbar! Interessante Meetings, wir lachen zusammen, essen zusammen, gehen spazieren, ich habe echte Begegnungen. Auch der Bunte Abend ist großartig. Dann ist Abschied, ich fahre zum Bahnhof. Ich spüre eine Bedrückung, Anspannung, Traurigkeit… Da stehen ein paar junge Frauen auf dem Bahnsteig, leicht bekleidet… STOPP!
Bevor ich anfange (oder es fortsetze), mit den Augen zu trinken, rufe ich einen AS-Freund an. Stolz und Scham wollen mir zwar einreden, dass ich doch nicht schon jetzt wieder jemanden anrufen kann! Ich bin doch gerade erst weg von dem Treffen. Es muss doch auch mal eine Zeitlang „ohne“ gehen, oder? Ich folge diesen Einflüsterungen nicht, weil sie von der Sucht stammen. Stattdessen greife ich zum Mobiltelefon und telefoniere. Kontakt! Meine Situation an Licht bringen, sie teilen! Jetzt geht es mir wieder besser. Ich kann die Heimfahrt antreten.
Das ist nur ein Beispiel für eine Situation, nach der ich sicher landen muss. Bei einem solchen Treffen komme ich in echte Verbindung zu anderen. Das sind Hochgefühle, die dabei entstehen. Wenn es wieder nach Hause geht, dann muss ich von diesen Hochgefühlen wieder sicher auf den Boden des Alltags zurückkommen.
Es war typisch für mein Leben in der Sucht, dass ich mich isoliert fühlte. Ich hatte Sehnsucht nach Begegnung. Begegnungen strengten mich aber sehr an. Wenn ich heute, in der Nüchternheit, diese Begegnungen habe, dann kann die anschließende Trennung Verlustängste und das alte Gefühl der Einsamkeit und des Abgetrennt-Seins hervorrufen. So kommt es nach Conventions und anderen Treffen auch zu Rückfällen. Aber das muss nicht sein. Es gibt die Werkzeuge der Genesung.
Die sichere Landung brauche ich auch nach anderen Hochgefühlen (z.B. privaten Festen, innigen Begegnungen) oder schwierigen Situation (z.B. Prüfungen, Firmenausflügen, beruflichen Präsentationen und Meetings). es ist nämlich gleich, ob das Hochgefühl als positive Empfindung da ist, oder ob es als große Anspannung auftritt. In beiden Fällen bietet sich die die Lüsternheit als der „große „Helfer“ an. Sie verspricht Trost, eine Fortsetzung des Hochgefühls und Entspannung. Abertausende Male musste ich der Lüsternheit folgen, auch als ich schon wusste, dass das Versprechen doch nicht in Erfüllung gehen würde, sondern dass ich nach dem „Besäufnis“ nur in tiefer Scham, Frustration und anderen bedrückenden Gefühlen festhängen würde.
Heute habe ich die Wahl! Ich muss nicht wieder süchtig ausagieren!
Deshalb: Beachten Sie die Hinweise Ihrer Flugbegleiter! (=Genesungsfreunde).
- Schnallen Sie sich an! (= verschaffe Dir einen festen Halt im Genesungsprogramm durch Meetings, Schrittearbeit, Sponsorschaft usw.)
- Wenn die Luft dünn wird, nutzen Sie die Sauerstoffmasken. Machen Sie sich mit der Lage der Notausgänge vertraut! (= nutze die Werkzeuge des Programms! Gehe raus aus der schwierigen Situation, äußerlich, oder zumindest, für einen Augenblick, innerlich, durch Gebete, Affirmationen, Telefonate! Loslassen und Gott überlassen. Besorge dir dafür Telefonnummern! Übe, in Kontakt zu gehen!)
- Dann: Guten Flug! Das nüchterne Leben ist ein Abenteuer!