Mein Karsamstag – befreit aus der Sexsucht-Hölle (zum Bild „Christus in der Vorhölle“ von Albrecht Dürer)

Vor einigen Jahren eröffnete ich einem Priester meine Pornosucht – vermutlich tat ich es nicht vollständig, denn ich war damals noch nicht bei AS und die Scham dürfte mich von völliger Ehrlichkeit abgehalten haben. Die Scham, dieser Feind Nummer 1 des Sexsüchtigen. Er empfahl mir, gegen die pornografischen Bilder hilfreiche andere Bilder zu setzen. Konkret empfahl er mir die Bilder von Albrecht Dürer.

Ich entdeckte daraufhin zum Beispiel die Holzschnitte der Kleinen Passion. Sie halfen mir zwar nicht, mit der Sexsucht aufzuhören. Das schaffte erst AS. Aber dennoch faszinierten sie mich. Ich entdeckte damals meine neue Vorstellung von Gott – dem die Menschen so wichtig sind, dass er selber als Gottessohn Menschensohn wurde.

Der Holzschnitt „Christus in der Vorhölle“ (1509 – 1511) greift ein Geschehen auf, das äußerst geheimnisvoll für uns heute ist (wer nicht glaubt, dass es so ein Geschehen gab, den Bitte ich um Toleranz dafür, dass ich das hier so beschreibe): die sogenannte Höllenfahrt Christi. Nach dem Todeseintritt des Christus Jesus geschah demnach nicht einfach nichts bis zur Auferstehung. Christus wandte sich im Tode vielmehr den verstorbenen Seelen zu!

Und ohne, dass ich näher gewusst hätte, was dort eigentlich abgebildet ist, sah ich – meine eigene Befreiung! Ich war so viele Jahre in dieser Lüsternheitshölle, deren Feuer ich selber immer wieder und immer stärker anfachen musste. Und dann – tat sich die Tür auf! Und es gab eine helfende Hand, die mich herauszog, herausführte, herausgeleitete.

Da mochten die Teufel noch so sehr toben!

Hier ist das Bild Dürers:

Holzschnitt Dürers aus der Kleinen Passion

Dieses liebevolle, starke sich Hinunterbeugen des Heilands zu dem bärtigen Mann unten rechts, der noch gar nicht richtig weiß, wie ihm geschieht, aber sich ergreifen lässt. Ängstlich und ergriffen hält er die rechte Hand vor seine Brust. Aber die Linke lockert er so weit, dass er sich ergreifen lassen kann. Und dann geht es ans Licht! Zurück in das für den Süchtigen so ungewohnte Leben. Aber geleitet von dieser Hand – es wird gehen!

Wie auch immer Du für Dich Deine Höhere Kraft nennst – die Höheren Kräfte wollen uns helfen. Sie wollen unsere Genesung, unser Wachstum – dass wir (wieder) Mensch werden!

Ich hoffe, nie wieder in meine Hölle zurück zu müssen. Aber ich brauche immer nur einen Tag nach dem anderen, immer nur „für heute“ trocken zu bleiben.

Dieses Gotteswesen hat sich, selbst im Tode, noch um andere gekümmert. In der Stille des Karsamstags. Und der Ostersonntag war die Besiegelung, dass „Auferstehung“ in die Welt der Menschen eingetreten ist und jederzeit stattfinden kann!

Nachtrag: Nachdem ich den Beitrag mit einigen Stunden Abstand noch einmal gelesen habe, möchte ich ihn ergänzen. Auch jenseits der Lüsternheit fühle ich mich manchmal im Dunklen. In solchen Situationen gibt mir dieses Bild Hoffnung. Gott, wie ich ihn verstehe, interessiert sich für mich und möchte mir heraushelfen. Das Auftauchen aus solchen Situationen, die ich früher nicht ohne Suchtmittel ertragen konnte – das ist Auferstehung.

Schreibe einen Kommentar