Liebe Menschen

Meine Geschichte der Genesung ist eine Geschichte der Begegnungen.

Ich kam aus der Isolation. Die meisten Wochenenden verbrachte ich allein mit Alkohol und Lüsternheit. Als ich dann zu den Anonymen Alkoholikern, und später zu den Anonymen Sexaholikern kam, begann die Kette der Begegnungen. Mir wurden so viele Hände gereicht:

K., die erst so rauh wirkte und mir später aus vollem Herzen sagte: „Ich liebe dich.“ Diese Liebe hatte nichts mit körperlicher Liebe zu tun, es war eine echte Zuwendung, die mich aus meinem Schneckenhaus hervorlockte.

W. und K., die mehrmals in meiner ersten Stammgruppe auftauchten und mich in ihre Gruppe einluden. Später erfuhr ich, dass sie sich bewusst die Mühe machten, den Weg zu fahren. Sie wollten mich unterstützen, dass ich nicht die Flügel hängen lasse.

Eine AA-Freundin, die mir sagte: „Du hast mit deiner Trockenheit eine Perle in der Hand. Halte sie fest! Du weißt nicht, ob und wann du sie sonst wiederbekommst.“

A., die geduldig unendlich viele E-Mails mit mir wechselte und die ich regelmäßig besuchen durfte.

G., S., A., P. und andere, die mit mir Vor- und Nachmeetings machten. Mit ihnen lernte ich unbeschwerte, warme und freudvolle Gemeinschaft kennen.

S. und R., die mir die Brücke zu AS bauten. R., der sich meine Lebensgeschichte anhörte und mir dadurch das Gefühl einer großen Befreiung schenkte.

Meine Sponsoren, Tägliche-Erneuerungs-Partner, Meetings-Mitgründer und und und…

Ein Freund sagt oft im Meeting: „Ich kann nur durch euch genesen.“

So ist es. Die Gemeinschaft der Nüchternheit trägt den Einzelnen und deshalb sind die Meetings und die persönlichen Begegnungen so wichtig.

Deshalb ist es so wahr, was in der Langform der ersten Tradition steht:

Die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker [Anonymen Sexaholiker] muss weiter bestehen, sonst werden die meisten von uns sterben.

Seit ich bei AS bin, habe ich drei Suizide und einen Selbstmordversuch mitbekommen. Sucht bedeutet Tod. Ob auch äußerlich oder „nur“ innerlich. Genesung bedeutet echtes Leben! Mit allen Anstrengungen und ohne das Knöpfchen, das einen aus dem anstrengenden Leben heraus in den Rausch katapultiert. Aber auch mit aller Freude und mit Begegnung.

(Beitrag zuletzt bearbeitet am 26. Juli 2020)

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