(Teil 1 des Beitrags siehe hier)
Wenn ich mir diesen Zusammenhang von Nüchternheit und Opfer klar mache, dann gibt es eine große Gefahr: dass die Sache etwas Selbst-Genießerisches, Angeberisches bekommt. „Ich opfere.“ Bin ich nicht ein toller Typ? Ich verliere aus den Augen, dass ich es gerade nicht selber bin, der mich trocken hält. Dass ich zwar eine Bereitschaft mitbringen muss, als unerlässliche Bedingung, dass die Trockenheit an sich aber ein Geschenk ist. Die heilenden Kräfte fügen meiner völlig unzulänglichen Fähigkeit, trocken zu bleiben, das Entscheidende hinzu. So dass ich die aufkommende Lüsternheit wieder loslassen kann. Dass ich die Trigger, die ich benutzen könnte, um die Lüsternheit zu wecken, nicht benutzen muss.
Die besten Mittel gegen Überheblichkeit, Angeberei und Selbstgenuss sind Humor, Dankbarkeit und Demut.
Humor: Ich bin zwar sexsüchtig, aber das heißt nicht, dass ich ein langes Gesicht machen muss. Ein AS-Oldtimer ruft manchmal während eines Sprecher-Meetings aus: Leute, es wird zu ernst hier. Wer kennt einen Witz? Ich mache erst weiter, wenn jemand einen Witz erzählt hat. Lachen befreit. Freude verbindet.
Dankbarkeit: Wenn ich eine Dankbarkeitsliste schreibe, rücken die Prioritäten wieder an die richtige Stelle. Ich bin für so Vieles dankbar. Nichts davon ist (allein) mein Verdienst. Das Meiste ist definitiv nicht mein Verdienst.
Demut: Demut bedeutet eine realistische Einschätzung meiner Situation. Wo stehe ich? Und dann: Wie kann ich weiter kommen?
Demütig auf mich schauen, dankbar sein für mein Leben und die Geschenke, die ich jeden Tag bekomme und laut lachen: Ja, so verrückt bin ich, so schwach. Aber ich bin nicht mehr alleine. Ich muss nichts mehr alleine schaffen. Und ich muss nicht mehr lüstern ausagieren. Das Leben hat in meinem Leben wieder Platz.
Zum Abschluss einen meiner Lieblingswitze: Kommt ein Mann in eine Bäckerei und sagt: Ich hätte gerne 99 Brötchen. Sagt der Bäcker: Nehmen Sie doch 100. Sagt der Mann: 100 Brötchen? Wer soll die denn alle essen?