Ich habe kein Problem mit Pornographie, Selbstbefriedigung, Prostituiertenbesuchen…

Das wirklich große Geschenk der Anonymen Sexaholiker ist die Erkenntnis, dass mein Problem nicht mein sexuelles Ausagieren ist. Mein Problem ist Lüsternheit. Lüsternheit führt zu sexuellem Ausagieren. Wenn ich Lüsternheit trinke, muss ich sexuell ausagieren. Seiner Lüsternheit weiter zu folgen und gleichzeitig trocken sein zu wollen ist wie schwimmen gehen ohne nass werden zu wollen.

Deshalb fühlt sich Trocken-werden ja zuerst wie Sterben-müssen an. Nicht, weil ich keinen Sex mehr habe, sondern weil ich von meinem Suchtstoff, der Lüsternheit, entziehen muss. Lüsternheit ist nicht körperlich, sie benutzt nur den Sexualtrieb. Was soll an Pornographie körperlich sein? Deshalb hat das Ausagieren in der Sucht so wenig mit echter Sexualität zu tun, sondern mit Bildern, Filmen, Jagen, dem „Kick“, der abhängigen Verbindung, mit Objekten und Ähnlichem.

Ich habe mich immer verzweifelt gefragt, warum ich so ausagieren muss. „So bin ich doch gar nicht, das will ich doch eigentlich gar nicht. Wieso kann ich nicht einfach eine liebevolle Partnerschaft haben?“

Heute weiß ich die Antwort: Weil Lüsternheit ein Medikament für Angst, Wut, Schmerz, Aufregung und Groll ist. Mehr Angst – mehr Lüsternheit – mehr Scham – noch mehr Lüsternheit. Das Medikament wirkte, zu dem hohen Preis, dass es mich zerstörte. Als ich dieses Medikament weg lassen wollte, war da der kleine Autorvonmeinwegausdersexsucht, der gar nicht wusste, wie man ohne dieses Medikament leben kann.

Der erste Schritt war, zu erkennen:

  • Ich bin kein schlechter Mensch, der gut werden will, sondern ein kranker Mensch, der gesund werden will.

der Zweite:

  • Mein Problem ist Lüsternheit, nicht Sex. Ich muss, entsprechend zum Alkohol beim Alkoholiker, das „erste Glas“ stehenlassen, das heißt, aus dem lüsternen Bild keinen Film und keine Geschichte machen, sondern: Es abgeben, loslassen, „kapitulieren“. Und weil ich das alleine wirklich nicht kann, weil meine eigene Kraft auf diesem Gebiet versagt, muss ich die Höheren Kräfte, die Himmlischen Kräfte, Gott, wie ich ihn verstehe  – nenn‘ es, wie Du willst, aber tue es! – um Hilfe bitten.

Gott, was immer ich [hier einsetzen, was gerade triggert, z.b.:] an dem Po dieser Frau suche, bitte lass‘ es mich in Dir jetzt finden.

Gott, was immer ich in diesem Bild von Geschlechtsverkehr gerade suche, bitte lass‘ es mich in Dir jetzt finden.

Und das soll helfen? Es hilft! Es unterbricht den Sog. Ich bin nicht mehr allein. Die Höhere Kraft ist, bereit, mir zu helfen. Und was suche ich eigentlich gerade?

Oder steige ich ins lüsterne Wasser? Natürlich diesmal kontrolliert; ohne nass zu werden?

 

 

Ein Kommentar

Nadja 10. April 2024 Antworten

Spannende Gedanken! Pornosucht kann verheerende Auswirkungen auf die Lebensqualität haben und sollte ernst genommen werden.

Viele Grüße aus Köln

Schreibe einen Kommentar