Ich bin aus Gott

Ein Gedicht von Christian Morgenstern und einige Gedanken von mir dazu.

Ich bin aus Gott wie alles Sein geboren,
ich geh im Gott mit allem Mein zu sterben,
ich kehre heim, o Gott, als Dein zu leben.

Erst wurde ich aus Deinem Ich gegeben,
dann galt es dies Gegebne zu erwerben,
Dir als ein Du es Brust an Brust zu heben.

Da wollte Stolz es mittendrin verderben,
und es ward Dir, und Du warst ihm verloren…
Bis dass Du übermächtig mich beschworen!

Da ward ich Dir zum andernmal geboren:
denn ich verstand zum erstenmal zu sterben,
denn ich empfand zum erstenmal zu leben.

Christian Morgenstern, Wir fanden einen Pfad

 

 

Erst wurde ich aus Deinem Ich gegeben,

Das ist für mich eine gewaltige Aussage: Mein innerster Kern, mein wahres Selbst, sie stammen aus dem großen ICH.

 

dann galt es dies Gegebne zu erwerben,

Dies „Gegebne“ ging verloren in der Kindheit zuerst, dann in der Sucht, so erschien es mir. Morgenstern sagt: Es gilt, es zu erwerben. Es war also noch da, nicht verloren, nur verschüttet, eingeschlossen!

Es ist auch jetzt noch oft verborgen, hinter der Angst, hinter Konventionen und ungeprüften Vorstellungen, die ich mir von mir, und zu meiner Fassade, gebildet habe. Meine Fasade des „Gut-Dastehen-Wollens“.

Mit dem Programm geht die Reise aus der Enge nach Innen und Außen. Das Gegebne kann freigelegt werden. Es kann frei werden.

Das geschieht nicht von alleine. Ich muss es erwerben, also etwas dazu beitragen, meine „Fußarbeit“ machen, wie es bei AS heißt.

Dieser Weg, die Selbsterkenntnis und das immer wieder Sehen und Aushalten der eigenen Mängel, bedeutet auch ein Leiden an mir selbst.

Christian Morgenstern wusste auch davon.

„Der nicht von Anbeginn in Wahrheit wandelt,
der sich die Wahrheit leidend erst erhandelt,
der sich die Wahrheit handelnd erst erleidet.“

Christian Morgenstern, Wir fanden einen Pfad: Luzifer

Schreibe einen Kommentar