Genesung ist ein Prozess, kein Ereignis

In manchen Momenten spüre ich eine Sehnsucht nach einem Durchbruch – ja wohin? Einem Durchbruch zur echten Freiheit. Alle Süchtigkeit aufgeben, auch die nach Aufregung. Alles was ist, anerkennen. Die eigenen Schwächen, die ganze Wirklichkeit, ohne Abstriche und Beschönigungen. Ganz in der Wirklichkeit stehen. Innerlich ganz frei sein.

Das ist alles in Ordnung. Und ich glaube auch, das es möglich ist.

Zugleich weiß ich, dass die Sehsucht nach „Erlösung“ bei mir ein sehr süchtiges Element enthält. „Weg aus der Belastung, hinein in den ganz großen, nie endenden Rausch“, war früher ein Motiv von mir. Eine Abkürzung nehmen, den Schmerz umgehen. Den Schmerz, der auftritt, wenn ich mit mir selbst in  Berührung komme. Es ist dort so viel Leid aus meiner Kindheit. Die Sucht diente im Wesentlichen auch dazu, diesem Leid auszuweichen. Sehr gut nachvollziehbar, denn ich hatte keine Werkzeuge dafür, diesem Leid zu begegnen.

Es gibt aber keine Abkürzung. Es gibt keinen direkten Weg vorbei am schmerzhaften Irdischen ins „erlösende“ Geistige. Für mich nicht. Ich habe diesen Weg in Alkohol und Lüsternheit gesucht. Ich möchte ihn nicht in neuen Suchtmittel suchen, seien es stoffliche (z.B. Essen) oder nicht-stoffliche (z.B. Aufregung, Angst, religiöser Rausch).

Ganz zentral ist deshalb für mich der Slogan aus der Überschrift:

Genesung ist ein Prozess, ein Weg – kein Ereignis.

Auf diesem Weg bin ich. Ich entwickle mich. Was wird – ich werden sehen.

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