Freiheit

Freiheit ist zur Zeit mein Lieblingswort. Ich war in meinem Leben so oft unfrei und fühlte mich so oft ausgeliefert. Noch bevor meine bewusste Erinnerung einsetzt, begann es damit, dass ich als Kleinkind ohne meine Eltern im Krankenhaus war. „Besuchen Sie ihn nicht, dann fällt ihm die Trennung leichter,“ hatte die Ärztin meinen Eltern emp- (wohl eher be-) fohlen. Wie dumm, grausam und herzlos. So ließen meine Eltern ihr zweieinhalbjähriges Kind allein im Krankenhaus. Schwersten Herzens. Aber die Ärztin hatte es gesagt.

Dann, ab dem siebten Lebensjahr, vier lange Jahre Gewaltzeugenschaft und Demütigung in der Grundschule. Unfreiheit, Enge, Anspannung und Angst. Ich wurde „versponnen“. Innerer Rückzug. Es war Selbstschutz.

Dann etwas Freiheit, der Wechsel ins Gymnasium. Dann: Ein Mann benutzt den Fünfzehjährigen für seine Lüsternheit. Mein Nein zählt nicht. Verzweiflung, Schmerz. Meine Rettung: Alkohol. Betäubung.

Dann die Lüsternheit. Aufregung. Erregung. Betäubung.

Mehr als zwei Jahrzehnte in der Sucht gefangen. So viele Jahre Unfreiheit, Enge.

Dann, Anfang 2008, begann die Reise in die Freiheit. Die neue Freiheit: Freiheit von der Sucht. Freiheit, zu leben. So lange hatte ich Sehnsucht danach. Jetzt gab es erstmals einen im wörtlichen Sinne vielversprechenden Weg.

Aus der Freiheit vom Alkohol und vom Ausagieren der Sexsucht folgte nach und nach die Freiheit „zu“. Freiheit zur Partnerschaft und sogar  zur Ehe. Freiheit zu Vertrauen, dazu, mich zu öffnen. Freiheit, anderen Menschen offen begegnen zu können.

„Wir werden eine neue Freiheit und ein neues Glück kennenlernen,“ heißt es in den Versprechen aus dem Blauen Buch. Ich habe die Freiheitsluft schon atmen dürfen. Ich möchte mehr davon!

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