Diese Frage treibt Sie vielleicht um, wenn Sie über eine Suchmaschine oder einen Link auf diese Seite gekommen sind. Ich möchte Sie dabei unterstützen, sich diese Frage ehrlich selbst beantworten zu können.
Tief in mir wusste ich früh die Antwort
Manchmal reicht zur Beantwortung ein schonungsloser Blick auf die eigene Biografie. Bei mir war es so:
Als ich als Zwölfjähriger mit einer Schülergruppe verreist war, fanden wir bei einer Wanderung ein Sexheft. Alle Jungen fanden das vielleicht interessant. Ich war aber derjenige, der das Heft haben wollte und ich war richtig sauer, als die Betreuer es uns wegnahmen.
Mit ungefähr 20 erzählte ich einem Psychologen, dass ich mir immer wieder zwanghaft pornografische Bilder anschauen müsste. Er sagte, solche Bilder seien tatsächlich nicht „schön“. Ich solle mir lieber erotische Bilder anschauen, die ästhetisch schön seien.
Damals versuchte ich bereits erfolglos, das Suchtmittel zu kontrollieren. Durch das Gespräch motiviert, wollte ich mir tatsächlich nur noch „ästhetisch schöne“ Bilder anschauen. Es blieb bei dem Vorsatz. Ich landete natürlich wieder bei harter Pornografie.
Etwas mehr als ein Jahrzehnt später war die Sucht mein ständiger Begleiter. Wenn ich zum ersten Mal in eine Stadt kam, musste ich nach einem Sexshop oder Sexkino suchen. Ich konnte es nicht nicht tun. Als ich einige Tage Urlaub machte, registrierte ich beim Herumreisen mehrere Sexshops, denen ich aber fernblieb. Nach drei Tagen war ich stolz. Diesmal hatte ich gesiegt. Bis ich nachmittags an einem großen Sexshop vorbeifuhr. Wie ferngesteuert ging ich dort ins Kino. Direkt anschließend suchte ich noch die zwei anderen Sexshops in einer anderen Stadt auf, die ich zuvor gesehen hatte. Totale Niederlage. Ich hatte, wie immer, verloren.
Anfang 30 kamen schließlich auch auch die Prostituiertenbesuche und anonyme Sexkontakte hinzu.
Eigentlich spürte und wusste ich damals ganz klar, dass mit mir etwas nicht stimmte. Aber Sexsucht und Pornosucht als Krankheit? Ich war doch nicht krank (oder?). Es war nur ein bisschen zu viel. Ich stellt die Frage noch so:
Ist das, was ich tue oder wie oft ich es tue, noch normal?
Diese Frage ließ mir eine Hintertür, denn was ist schon nicht normal? Aber eigentlich wusste ich, dass ich ein erhebliches Problem hatte.
Heute weiß ich, dass es typisch für Lüsternheitsjunkies ist, dass sie immer und immer wieder versuchen, ihre Lüsternheit und ihr Ausagieren zu kontrollieren. Selbst dann noch, wenn es für jeden, der Bescheid wüsste, und auch für sie selbst in hellen Momenten offensichtlich ist, dass sie die Kontrolle verloren haben. Sie können die Lüsternheit und ihre Handlungen nicht mehr vertragen, können aber ebensowenig damit aufhören. Sie sind krank geworden – sexsüchtig.
Es sollte ein weiteres Jahrzehnt dauern, bis ich aus tiefem Herzen den erlösenden Satz sagen konnte: Ich bin ein Sexaholiker. Ich bin machtlos gegenüber Lüsternheit. Ich bin krank und brauche Hilfe. Als ich so kapitulierte und die Hilfe annahm, konnte ich mit dem Ausagieren aufhören. Der Genesungsweg begann.
Wie ist es bei Ihnen?
Vielleicht sagen Sie sich auch schon: Ich muss aufhören! Ich will nicht mehr! Ich kann nicht mehr!
Oder fragen Sie sich noch ob das, was Sie tun, noch normal oder schon nicht mehr normal ist?
Oder „müssen“ Sie aufhören, weil Ihre Frau Sie verlassen oder Ihr Arbeitgeber Ihnen kündigen will?
Wie finde ich denn nun heraus, ob ich sexsüchtig bin?
Es gibt verschiedene Wege, sich der Frage Bin ich sexsüchtig zu nähern. Ein erster Schritt könnte sein, ehrlich diesen Fragenkatalog der Anonymen Sexaholiker zu beantworten.
Und vor allem: Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Im Buch „Anonyme Alkoholiker“ gibt es folgenden Textabschnitt:
Wenn Sie feststellen, dass Sie nicht gänzlich mit dem Trinken aufhören können, obwohl Sie es aufrichtig wünschen, oder wenn Sie beim Trinken keine rechte Kontrolle über die Menge haben, so sind Sie wahrscheinlich Alkoholiker. (S. 51)
Wie ist es bei Ihnen? Möchten Sie mit einem zwanghaften sexuellen Denken oder Verhalten oder zwanghaftem Pornografiekonsum aufhören? Können Sie es, wenn Sie es ernsthaft versuchen? Dauerhaft? Oder schwanken Sie hin und her zwischen dem krampfhaften Unterdrücken und anschließenden Ausbrüchen der Sucht?
Haben Sie wirkliche Kontrolle über die Art, Quantität und den Zeitpunkt Ihres sexuellen Ausagierens?
Vielleicht geben Ihnen ehrliche Antworten auf diese Fragen bereits die Antwort auf die Eingangsfrage. Falls Sie es für möglich halten, die Grenze zur Sucht bereits überschritten zu haben, sind Sie auf dieser Internetseite auf jeden Fall richtig.
Es gibt eine Lösung!
Und ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie den Weg aus der Sucht heraus finden. Vielleicht mit den Anonymen Sexaholikern.
Sie könnten hier über diese Internetseite und über mich weiterlesen oder Sie lesen im Blog, z.B. über Sexsucht als Krankheit oder über Scham.
Ich bin heute, wo ich diese Seite überarbeite, seit rund 7 Jahren und 10 Monaten von meiner Sexsucht trocken. Ich habe in dieser Zeit meine Frau kennengelernt und geheiratet. Auch wenn es nicht immer leicht ist, liebe ich heute mein Leben und meine neu gewonnene Freiheit und möchte nicht in mein altes Leben zurück. Einen Tag nach dem anderen bleibe ich trocken. Versuchen auch Sie es. Es lohnt sich so sehr!
(Seite überarbeitet am 15. Mai 2020)