Manchmal denke ich, dass meine berufliche Tätigkeit nutzlos ist. Ich könnte sie auch lassen. Richte ich eigentlich mehr Nutzen oder Schaden an mit dem, was ich tue?
Heute morgen wurde mir bewusst, dass dieser Gedanke, meine Berufstätigkeit sei nutzlos, ein Trick ist. Ein Trick meines selbstzentrierten Egos. Denn wenn meine berufliche Tätigkeit nutzlos ist – wenn ich diesen Gedanken unreflektiert zulasse – dann brauche ich mich in ihr und um sie nicht mehr zu bemühen. Dann kann ich mich ja auch gehen lassen, ja sogar meine Arbeit schlecht erledigen, denn – was soll daran erstrebenswert sein, eine nutzlose Arbeit gewissenhaft und gründlich zu erledigen?
So wird der Gedanke, meine Arbeit sei nutzlos, zu einer „Pille“ gegen den Schmerz und das schlechte Gewissen, die durch meine Schwierigkeiten mit der Arbeit hervorgerufen werden. Die Folge: Noch mehr Schmerz und noch mehr schlechtes Gewissen, die wieder eine neue – stärkere – Betäubung brauchen.
Ein Muster: Dinge abwerten, damit ich mich nicht mit ihnen – das heißt eigentlich, mit mir – auseinandersetzen muss, sondern meine Charakterfehler einfach ausleben kann.
Hinter der Abwertung dessen, was ich tue, stecken Haltungen, Charakterzüge und Gewohnheiten, deren Überwindung wichtig ist für meine Lebensqualität.
- Zum Beispiel Schwarz-Weiß- und Alles-oder-Nichts-Denken: Eine Arbeit ist entweder „super“, „sinnvoll“ und „nützlich“ oder „beknackt“, „sinnlos“ und „unnütz“. Aber welche Arbeit ist das schon? Wenn ich statt dessen einfach „tue“, dann stellt sich im Fluss der Arbeit Zufriedenheit ein:
Dem richtigen Handeln folgen die richtigen Gefühle und Gedanken.
- Ein anderer Charakterzug ist die Angst, Fehler zu machen: Bevor ich die Arbeit vielleicht nicht einhundert Prozent perfekt mache, bevor mir Fehler passieren, werte ich die Arbeit lieber ab und versuche erst gar nicht, sie so gut zu machen, wie ich es kann.
Es gibt einen Spruch bei AA:
Alkohol im Bauch und das AA-Programm im Kopf verträgt sich nicht.
Auf die Sexsucht abgewandelt könnte der Slogan ungefähr lauten:
Ich kann nicht gleichzeitig Lüsternheit und das AS-Programm in mir haben. Eines von beiden muss rausfliegen.
Ich kann aber auch nicht gleichzeitig das AS-Programm und meine Charakterfehler leben. Entweder stockt meine persönliche (spirituelle) Entwicklung und nimmt Schaden oder ich wende mich mit dem Programm meinen Charakerfehlern zu. Mit anderen Worten: Ich wende die Schritte auf das konkrete Problem an.