Bedrückt

Zur Zeit bin ich abends nach der Arbeit oft bedrückt. Ich merke es auch daran, dass sich dann meine Suchtmittel Lüsternheit und Essen „melden“.

Das Thema „Arbeit“ beschäftigt mich schon lange. Ich kann einerseits sehr schnell und gut arbeiten. Andererseits schiebe ich Arbeit aber auch oft viel zu lange auf. Dazu tragen mein Perfektionismus und mein Schwarz-Weiß-Denken bei. Meine Angst sagt mir: „Wenn du nichts tust, kannst du auch nichts falsch machen.“ Ich lasse die Arbeit erst einmal liegen, solange es irgend geht. Manchmal auch länger.

In solchen schwierigen Phasen hilft mir eine Textstelle aus dem Buch „Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen“:

Schauen wir noch einmal auf die Fehler, die wir aufzugeben noch nicht bereit sind. In diesen Bereichen müssen wir vielleicht unseren Anspruch an uns selbst senken und uns sagen: „Dies kann ich noch nicht aufgeben – im Moment.“ Doch sollten wir niemals sagen: „Dies werde ich niemals aufgeben.“

– frei übersetzt. Im Original heißt es:

Looking again at those defects we are still unwilling to give up, we ought to erase the hard-and-fast lines that we have drawn. Perhaps we shall be obliged in some cases still to say, “This I cannot give up yet…,” but we should not say to ourselves, “This I will never give up.“ (p. 68 f.)

Ja, manchmal kann ich einen Fehler nicht aufgeben – noch nicht. Dann geht es einfach nicht besser. Ich bin dann gnädig mit mir. Ich mache mir Mut. Ich achte aber darauf, nicht in eine „Es hat ja sowieso alles keinen Sinn“ – Stimmung zu verfallen. Statt dessen sage ich mir: „Heute hat es nicht gut geklappt. Das ist nicht mehr zu ändern. Morgen ist ein neuer Tag. Morgen kannst du es neu versuchen.“

Diese Mischung aus Loslassen, vertrauensvollem Blick in die Zukunft und einem freundlichen Umgang mit mir selbst hilft mir. Selbstverurteilung und Druck würden nur die Ausweichverhalten „Lüsternheit“ und „Essen“ hervorrufen. Nein, es ist alles gut. Ich bin trocken. Ich telefoniere gleich mit einem Sponsee. Und morgen ist ein neuer Tag mit neuen Möglichkeiten.

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