Bedrücktsein ist ein Teufel, der sich in ein eigentlich schönes, gutes, erfülltes Leben einschleichen kann. Heute schleicht er bei mir gerade herum.
Was hilft?
Auf jeden Fall: Dankbarkeit. Eine Dankbarkeitsliste.
- Ich bin dankbar, dass ich lebe.
- Ich bin dankbar, dass ich meine Arme, Hände, Beine und Füße nutzen kann.
- Ich bin dankbar …
Dankbarkeit ist eine Übung wie Gitarre-spielen. Wenn ich längere Pausen zwischen meinen bewussten Dankbarkeitsmomenten habe, dauert es auch länger, bis ich Dankbarkeit empfinde. Nachdem ich einige Tage nacheinander wieder Dankbarkeitslisten geschrieben habe, fallen mir die einzelnen Punkte meiner Listen wie von selbst ein. Die Dankbarkeit und ihr Inhalt prägt sich mir ein, und sie steigt auf, wenn ich sie benötige, um den Bedrücktheits- oder den Unzufriedenheitsteufel zu verscheuchen. Oder, wenn er sich nicht verscheuchen lässt, ihm zumindest zu sagen: „Okay, da bist Du. Ich kann Dich gerade nicht loswerden, aber ich folge Dir auch nicht mehr. Ich identifiziere mich nicht mit Dir.“
Während ich dies schreibe, hat der Bedrücktheitsteufel schon etwas an Macht verloren. Er schaut mir gleichsam neugierig über die Schulter, was ich mir alles für meinen Blog einfallen lasse und vergisst dabei schon zeitweise, dass er mich doch durchgängig bedrücken wollte. Schreiben ist also für mich auch ein sehr hilfreiches Werkzeug gegen die kleinen dunklen Gespenster.
In ein Meeting gehen und über meine Situation sprechen, das hilft auch. Und heute Abend treffe ich mich mit meinem Sponsor und einigen AS-Freunden. Und gleich fahre ich mit meiner Frau, etwas Essen und einen Spaziergang machen. Ja, es tut schon gut sich auf alle diese Sachen zu freuen.
Und in dem Gespräch mit meinem Sponsor hat sich dann gezeigt, dass ich über eine tiefe Sorge nicht gesprochen hatte. Ich hatte sie rational „bearbeitet“, statt sie zu fühlen und über das Gefühl zu sprechen. Nach dem Gespräch fühlte ich mich sehr erleichtert.
Ich habe die Sucht viele Jahre lang benutzt, um schwer erträglichen Schmerz und Unwohlsein wegzubekommen. Um alle die dunklen Löcher in mir zu füllen. Daher bin ich nicht darin geübt, durch innere Dunkelheit oder Bedrücktsein nüchtern, ohne Selbstmitleid und ohne Opferhaltung hindurchzugehen. Aber sie auch nicht einfach zu rationalisieren und zu erledigen versuchen. Es ist ein Übungsfeld.
Und es gibt für schwerere Situationen sogar noch ganz andere Hilfen, als Antidepressiva. Immer wieder höre ich von anderen, dass sie wegen ihrer Bedrücktheit zum Arzt gingen und Antidepressiva verordnet bekamen. Ich weiß nicht, in welchen Fällen dies erforderlich ist. Als ich vor ein oder zwei Jahren so niedergeschlagen war, dass ich Probleme hatte, das Bett zu verlassen und auch diese typischen „Wie wäre es, zu sterben-„Gedanken hatte, bin ich zum Arzt gegangen. Er sagte mir, ich zeigte noch nicht das Vollbild einer Depression, die Sache müsse aber behandelt werden. Er verschrieb mir keine Antidepressiva, sondern eine Kräuterteemischung auf Grundlage der Traditionellen Chinesischen Medizin, die von einer spezialisierten Apotheke extra für mich zusammengestellt wurde. Ich spürte bereits nach kurzer Einnahme eine faszinierend starke Wirkung. Meine Lebenskräfte kehrten zurück. Ich bin sehr dankbar, diesen Arzt zu kennen. Interessanterweise hatte sich damals auch mein Schweiß verfärbt. Er färbte weiße T-Shirts gelb. Der Arzt sagte, auch dies würde sich durch die Einnahme des Tees ändern. Es würde allerdings länger dauern, als die unmittelbar stimmungsaufhellende Wirkung des Tees. Auch das traf zu. Nach wenigen Wochen war die Verfärbung verschwunden.
Ich wünsche allen Lesern, dass sie ihren Weg der Genesung finden und ihn auch gehen können, wenn es einmal dunkler in ihnen werden sollte. Es lohnt sich so sehr.